Kastration ist
die Entfernung der Keimdrüsen. Bei männlichen Katzen sind das
die Hoden, bei weiblichen Katzen die beiden Eierstöcke (Ovarien).
Damit wird die Produktion von Geschlechtshormonen vollständig unterbunden
und der Geschlechtstrieb ist nicht mehr vorhanden.
Sterilisation bedeutet lediglich die Durchtrennung von Samenleiter beim
Kater bzw. die Eileiter bei der Kätzin. Nach diesem Eingriff bleibt
der Geschlechtstrieb vollständig erhalten, weil weiterhin die Geschlechtshormone
produziert werden. Nur die Fortpflanzung ist nicht mehr möglich.
Katzen beiderlei Geschlechts können sowohl kastriert als auch sterilisiert
werden.
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1 Herz
2 Hintere Holvene
3 Vordere Holvene
4 Unpaare Vene
5 Hauptschlagader
6 Zwerchfell
7 Leber
8 Magen eröffnet
9 Zwölffingerdarm
10 Dünndarm
11 Niere
12 Harnleiter
13 Harnblase
14 Eierstock
15 Gebärmutter, z.T. eröffnet
16 Frucht in der Gebärmutter
17 Scheide
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Abbildung: Weibliche
Geschlechtsorgane/Körperhöhlenorgane unter besonderer Berücksichtigung
der weiblichen Geschlechtsorgane und der trächtigen Gebärmutter
Diese gliedern sich von vorn nach hinten in zwei Eierstücke (14),
zwei Eileiter, die Gebärmutter (15) mit ihren beiden Hörnern
und dem kurzen Körper, den Gebärmuttermund sowie die Scheide
(17) un den Scheidenvorhof. Beim Deckakt liegt das Glied in der Scheide
und der Samen wird in die Gebärmutter abgegeben. Am Eierstock sind
zu dieser Zeit Eizellen frei geworden, die in den Eileiter fallen. Hier
treffen sie auf die aktiv vorwärts wandernden Samenfäden und
es kommt zur Befruchtung. Die befruchteten Eizellen gelangen in die Gebärmutter,
wo sie sich festsetzen und zu geburtsreifen Katzen entwickeln.
Welcher Eingriff
ist sinnvoller?
Darauf gibt es auch meiner Sicht nur eine Antwort: Kastration. Nur die
Kastration kann den Geschlechtstrieb und das Sexualverhalten endgültig
beenden. Bei der Sterilisation bleiben sowohl Geschlechtstrieb und Sexualverhalten
vollständig erhalten. Das bedeutet für die Katzen Stress, die
Kätzinnen rufen weiterhin nach Katern, fressen oft tagelang nicht
und die Kater markieren weiterhin ihr Revier, ganz zu schweigen von den
medizinischen Folgen. Aber lesen Sie selbst nachfolgenden Artikel:
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1 Maulhöhle
2 Zunge
3 Schlingrachen
4 Speiseröhre
5 Zwerchfell
6 Leber
7 Magen
8 Milz
9 Dünndarm
10 Enddarm
11 Luftröhre
12 Herz
13 Hauptschlagader
14 Niere
15 Harnleider
16 Harnblase
17 Hoden und Nebenhoden
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Abbildung: Männliche
Geschlechtsorgane/Körperhöhlenorgane unter besonderer Berücksichtigung
der Verdauungsorgane und der männlichen Geschlechtsorgane
Man unterscheidet
hier: die zwei Keimdrüsen – Hoden (17), die die Samenzellen
bilden -, die zwei Nebenhoden (17), die die Samenzellen speichern, die
zwei Samenleiter (18), durch die die Samenzellen transportiert werden,
und die Vorsteherdrüse (19), die zu dem Samen noch bestimmte Sekrete
dazugibt. Durch die Harnröhre, in die die Samenleiter münden,
wird der Samen beim Deckakt in die Gebärmutter abgegeben. Das Glied
des Katers (20) ist nach Hinten gerichtet.
Was
spricht für die Kastration einer Kätzin?
Autor: Michael Grimm
(kastration@odo.in-berlin.de) Copyright © 2002 by
Michael Grimm
Originalfassung: http://www.odo.in-berlin.de/kastration.html
Dieser Text
ist entstanden, da die Gründe für die Kastration einer Kätzin
in der Newsgruppe de.rec.tiere.katzen häufig hinterfragt werden.
Deshalb möchte ich versuchen, die rein medizinischen Aspekte zusammenzufassen.
Sofern nicht anders angegeben, stützt sich dieser Text auf zwei Lehrbücher
der Veterinärmedizin [1,2] und ein kürzlich erschienenes Fachbuch
über Tumorerkrankungen [3].
1. Krebsgefahr
Der Sexualzyklus der Katze ist wie bei allen Säugetieren hormongesteuert,
d.h. ein kompliziertes Wechselspiel zwischen verschiedenartigen Hormonen
läst eine Katze rollig werden, steuert nach einer Aufnahme die Schwangerschaft
und leitet schlussendlich die Geburt ein. Danach sind hormonelle Vorgänge
für die Milchproduktion verantwortlich, auch das Versiegen der Milch
ist hormongesteuert [4].
Die hierbei wichtigsten Hormone sind Estradiol und Progesteron. Man weiß
schon seit vielen Jahren, dass diese für uns so lebenswichtigen Hormone
leider auch beim Wachstum von Tumoren involviert sind. Sie stehen sogar
in Verdacht, direkt Krebs auszulösen, beim Zervikalkarzinom (Gebärmutterhals)
des Menschen ist dies bereits bewiesen.
Die Krebsentstehung geschieht vornehmlich in dem Körpergewebe, in
dem die für diese Hormone vorgesehenen Rezeptoren [5] sitzen, also
in den Sexualorganen, und vor
allem, dort wo
sie gebildet werden, also in den Eierstöcken.
Bei jeder Rolligkeit schüttet eine Katze eine große Menge dieser
Hormone aus, womit sich das Risiko für sexualhormon-induzierte Krebsformen
erhöht. Beim Mammakarzinom (Brustkrebs) bspw. ist das Risiko für
eine unkastrierte Kätzin im Vergleich zu einer kastrierten um den
Faktor 7 erhöht [6,7]. Ein Mammakarzinom ist äußerst bösartig,
weshalb die Prognose für eine erkrankte Katze sehr schlecht ist [8].
Eine Kastration verringert übrigens unabhängig vom Zeitpunkt
ihrer Durchführung das Risiko für Karzinome deutlich [9,10].
Zum Glück sind Mammakarzinome bei der Katze nicht so häufig
wie beim Hund. Weitere von Krebs betroffene Organe sind Eierstöcke
und Gebärmutter.
Die Verringerung dieser Karzinomgefahr ist ein wichtiges Argument für
die Kastration einer Katze [11].
2. Gefahr für
die Gebärmutter
Ein weiteres Argument für eine Kastration ist eine mitunter tödlich
verlaufende Komplikation unkastrierter Katzen, die man unter dem Sammelbegriff
des Pyometra-Endometritis-Komplexes zusammenfasst. Hierbei handelt es
sich um entzündliche Prozesse der Gebärmutter (Pyometra), der
Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) und/oder Gewebeveränderungen
(Hyperplasie).
Es gibt im wesentlichen zwei Ursachen für solche Pyometren, Endometritiden
und Endometriumhyperplasien, und zwar Infektionen der Gebärmutter
oder aber Störungen im hormonellen Gleichgewicht des Zyklusgeschehens.
Ich zitiere einmal wörtlich aus [1] (die Fußnoten stammen von
mir):
Dabei wirken fortgeschrittenes Alter (meist ab 5-6 Jahren), Nichtbenutzung
der Reproduktionskapazität (vorwiegend nullipare [12] Tiere) und
Hormonbehandlungen (Östrogene, Gestagene) prädisponierend [13].
Also auch hier spielen Hormone eine Rolle, dabei ist es egal, ob sie zugeführt
werden (Hormonbehandlung), oder ob sie im Verlauf des Sexualzyklus' produziert
werden.
Wer seine Katze über Jahre rollen lässt, ohne dass
es zu einer Schwangerschaft
kommt, der bedenke bitte den Punkt "Nichtbenutzung der Reproduktionskapazität".
Eine Gebärmutterentzündung ist immer eine gefährliche Erkrankung,
die schnellstens behandelt werden muss, in der Regel durch eine chirurgische
Entfernung (Hysterektomie). Leider erkennt ein Laie eine solche Entzündung
meist erst in einem Stadium, wo nur noch eine Operation möglich ist.
Warum ist eine solche Entzündung so lebensgefährlich? Weil die
Gebärmutter sich mit Eiter füllt, die Gebärmutterschleimhäute
und Gebärmutterwände sich "auflösen" und brüchig
werden. Im Endstadium "platzt" die Gebärmutter und der
Eiter ergießt sich in die Bauchhöhle, die sich daran anschließende
Entzündung im Bauchraum endet in der Regel tödlich.
Selbst die Operation ist gefährlich, da das Gewebe so brüchig
sein kann, dass der Chirurg sie mit Samthandschuhen anfassen muss, damit
sie ihm beim Herausholen nicht unter den Händen platzt.
3. Gefahr der
Dauerrolligkeit
Der Sexualzyklus einer Katze unterscheidet sich fundamental von dem einer
Frau. Zur Erklärung der Dauerrolligkeit muß ich auf diese Unterschiede
näher eingehen.
Der Sexualzyklus beginnt mit einer durchschnittlich sieben Tage andauernden
Follikelphase [14]. In diesem Zeitraum reifen an jedem der beiden Eierstöcke
(Ovarien) drei bis sieben Follikel heran, also Vorstufen der zu befruchtenden
Eier.
Bei der Frau wird das Ei (selten die Eier) mittels Eisprung (Ovulation)
in die Gebärmutter verbracht, wo es auf seine Bestimmung einen Zyklus
lang wartet. Im Falle einer verpaßten Befruchtung kommt es am Ende
eines Sexualzyklus zur Ablösung aus der Gebärmutterschleimhaut,
was in einem blutigen Vorgang (Menstruation) endet.
Bei der Kätzin hingegen kommt es erst 25 bis 32 Stunden nach der
Paarung zum Eisprung, ausgelöst durch einen Vaginalreiz über
die sogenannten Penisstacheln des Katers. Die ausgereiften Eier wandern
in die Gebärmutter, wo sie von den immer noch fertilen Spermien befruchtet
werden. Es werden also keine Eier in der Gebärmutter "vorgehalten"
[15].
Kommt es im Verlauf der Rolligkeit zu keinem Deckakt, gibt es auch keinen
Eisprung. Man spricht dann von einem sogenannten anovulatorischen Zyklus.
Im Normalfall bilden sich nun die zuvor ausgebildeten Follikel zurück
(Follikelatresie), und es folgt durch die hierbei ausgelöste hormonelle
Zyklusumstellung eine mehr oder minder lange Ruhephase. Danach beginnt
eine erneute Rolligkeit, und diese Aneinanderreihung von Rolligkeits-
und Ruhephasen wird nur durch eine Schwangerschaft oder das saisonale
Erliegen der Rolligkeit im Winter unterbrochen.
Je häufiger solche Zyklen ohne abschließende Schwangerschaft
durchlaufen werden, desto größer wird die Gefahr, daß
es zu einer gefährlichen Anomalie im Anschluß an eine Follikelphase
kommt: Statt der normalen Rückbildung der Follikel entarten diese
zu Zysten. Aufgrund der damit gleichzeitig ausbleibenden hormonellen "Beruhigung"
des Zyklus wird die Katze dauerrollig. Die Katze ist unruhig und magert
wegen Freßunlust [16] stark ab. Durch das starke Anschwellen der
Schleimhäute im Uro-Genitaltrakt kann es zu erschwertem Harnabsatz
kommen, die Zysten auf den Eierstöcken sind je nach Zeitdauer der
Dauerrolligkeit mehr oder minder groß.
Die Dauerrolligkeit (Nymphomanie) ist eine ernsthafte und bedrohliche
Erkrankung für die Katze und bedarf unbedingt einer tierärztlichen
Betreuung. Man kann versuchen, den aus dem Ruder gelaufenen Sexualzyklus
durch Homongabe zu "bändigen". In der Regel wird der TA
aber eine Kastration inklusive Gebärmutterentfernung (Ovariohysterektomie)
vornehmen.
4. Persönliche
Anmerkung
Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die oben aufgeführten
möglichen Komplikationen auf jeden Fall eintreten werden, wenn man
eine Kätzin nicht kastriert. Ich bin allerdings davon überzeugt,
dass man sie einem erhöhten Risiko aussetzt, ernsthaft zu erkranken.
Deshalb ließe ich persönlich meine Katzen immer kastrieren.
5. Literatur
[1] V. Schmidt/M. Horzinek, "Krankheiten der Katze, Band 1+2",
Enke Verlag, Stuttgart 1997
[2] W. Kraft/U. M. Dürr, "Katzen-Krankheiten", Schaper
Verlag, Hannover 1996
[3] Kessler, "Kleintieronkologie", Parey Verlag, Berlin 2000
[4] Es gibt noch wesentlich mehr hormonell gesteuerte Vorgänge, aber
ich beschränke mich auf's Thema: Kastration.
[5] Ein Rezeptor ist ein Protein (Eiweißmolekül), das eine
für ein bestimmtes Hormon spezifische Bindestelle hat und darüber
einen vom Hormon "vorgesehenen" Effekt auslöst.
[6] Dorn et al., J. Natl. Cancer Inst. 1968, 40, 295-305
[7] Dorn et al., J. Natl. Cancer Inst. 1968, 40, 307-318
[8] Ungefähr 80 bis 90 Prozent aller Mammatumoren neigen zum raschen
Wachstum und zur Metastasierung in die regionalen Lymphknoten und Lunge.
[9] Hayes et al., Vet. Clin. North Am. [Sm. Anim. Pract.] 1985, 15, 513-519
[10] Misdorp et al., Tijdschr. Diergeneeskd 1992, 117, 2-4
[11] Sinngemäß trifft dies auch auf den Kater zu.
[12] Nullipar ist der medizinische Ausdruck für solche Frauen, die
niemals entbunden haben, hier natürlich Kätzin.
[13] Einem erhöhten Risiko ausgesetzt
[14] Das ist die vom Besitzer beobachtete Phase, in der die Katze sich
abrollt (Rolligkeit), ausgeprägte Laute (Raunze) verlauten läßt
und zu häufigerem Urinieren und Harnmarkieren neigt.
[15] Deshalb muß auch kein Ei aus der Gebärmutterschleimhaut
abgestoßen werden, während die Katze rollig ist. Ergo, hat
die Katze auch keine Menstruation.
[16] Diese Freßunlust kann auch bei einer normalen Rolligkeit beobachtet
werden
Fazit: Zur Kastration der Katze gibt
es keine Alternative!
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