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Nachwuchssorgen:

Kastration und Sterilisation

 

Nachfolgender Artikel soll keine tierärztliche Beratung ersetzen sondern einige grundsätzliche Fragen zum Thema beantworten.


Früher oder später stellt sich für jeden Katzenhalter die Frage nach Verhinderung ungewollten Katzennachwuchses – sei es, dass die junge Kätzin zum ersten Mal laut nach Jünglingen rufend ihre Rolligkeit zeigt oder dass ein Jungkater auf einmal akrobatische Einlagen vollführt um seine samtpfotige Freundin zu verführen oder gar sein Revier markiert.

Was bedeutet Kastration/Sterilisation?
Diese beiden Schlagworte werden fälschlicherweise oft mit Kater (Kastration) und Kätzin (Sterilisation) verbunden. Der Unterschied besteht nicht im Geschlecht des Tieres sondern:

Kastration ist die Entfernung der Keimdrüsen. Bei männlichen Katzen sind das die Hoden, bei weiblichen Katzen die beiden Eierstöcke (Ovarien). Damit wird die Produktion von Geschlechtshormonen vollständig unterbunden und der Geschlechtstrieb ist nicht mehr vorhanden.
Sterilisation bedeutet lediglich die Durchtrennung von Samenleiter beim Kater bzw. die Eileiter bei der Kätzin. Nach diesem Eingriff bleibt der Geschlechtstrieb vollständig erhalten, weil weiterhin die Geschlechtshormone produziert werden. Nur die Fortpflanzung ist nicht mehr möglich.
Katzen beiderlei Geschlechts können sowohl kastriert als auch sterilisiert werden.

1 Herz
2 Hintere Holvene
3 Vordere Holvene
4 Unpaare Vene
5 Hauptschlagader
6 Zwerchfell
7 Leber
8 Magen eröffnet
9 Zwölffingerdarm
10 Dünndarm
11 Niere
12 Harnleiter
13 Harnblase
14 Eierstock
15 Gebärmutter, z.T. eröffnet
16 Frucht in der Gebärmutter
17 Scheide

Abbildung: Weibliche Geschlechtsorgane/Körperhöhlenorgane unter besonderer Berücksichtigung der weiblichen Geschlechtsorgane und der trächtigen Gebärmutter

Diese gliedern sich von vorn nach hinten in zwei Eierstücke (14), zwei Eileiter, die Gebärmutter (15) mit ihren beiden Hörnern und dem kurzen Körper, den Gebärmuttermund sowie die Scheide (17) un den Scheidenvorhof. Beim Deckakt liegt das Glied in der Scheide und der Samen wird in die Gebärmutter abgegeben. Am Eierstock sind zu dieser Zeit Eizellen frei geworden, die in den Eileiter fallen. Hier treffen sie auf die aktiv vorwärts wandernden Samenfäden und es kommt zur Befruchtung. Die befruchteten Eizellen gelangen in die Gebärmutter, wo sie sich festsetzen und zu geburtsreifen Katzen entwickeln.

Welcher Eingriff ist sinnvoller?
Darauf gibt es auch meiner Sicht nur eine Antwort: Kastration. Nur die Kastration kann den Geschlechtstrieb und das Sexualverhalten endgültig beenden. Bei der Sterilisation bleiben sowohl Geschlechtstrieb und Sexualverhalten vollständig erhalten. Das bedeutet für die Katzen Stress, die Kätzinnen rufen weiterhin nach Katern, fressen oft tagelang nicht und die Kater markieren weiterhin ihr Revier, ganz zu schweigen von den medizinischen Folgen. Aber lesen Sie selbst nachfolgenden Artikel:

1 Maulhöhle
2 Zunge
3 Schlingrachen
4 Speiseröhre
5 Zwerchfell
6 Leber
7 Magen
8 Milz
9 Dünndarm
10 Enddarm
11 Luftröhre
12 Herz
13 Hauptschlagader
14 Niere
15 Harnleider
16 Harnblase
17 Hoden und Nebenhoden

Abbildung: Männliche Geschlechtsorgane/Körperhöhlenorgane unter besonderer Berücksichtigung der Verdauungsorgane und der männlichen Geschlechtsorgane

Man unterscheidet hier: die zwei Keimdrüsen – Hoden (17), die die Samenzellen bilden -, die zwei Nebenhoden (17), die die Samenzellen speichern, die zwei Samenleiter (18), durch die die Samenzellen transportiert werden, und die Vorsteherdrüse (19), die zu dem Samen noch bestimmte Sekrete dazugibt. Durch die Harnröhre, in die die Samenleiter münden, wird der Samen beim Deckakt in die Gebärmutter abgegeben. Das Glied des Katers (20) ist nach Hinten gerichtet.

 

 

Was spricht für die Kastration einer Kätzin?
Autor: Michael Grimm
(kastration@odo.in-berlin.de) Copyright © 2002 by Michael Grimm
Originalfassung: http://www.odo.in-berlin.de/kastration.html

Dieser Text ist entstanden, da die Gründe für die Kastration einer Kätzin in der Newsgruppe de.rec.tiere.katzen häufig hinterfragt werden. Deshalb möchte ich versuchen, die rein medizinischen Aspekte zusammenzufassen.
Sofern nicht anders angegeben, stützt sich dieser Text auf zwei Lehrbücher der Veterinärmedizin [1,2] und ein kürzlich erschienenes Fachbuch über Tumorerkrankungen [3].

1. Krebsgefahr
Der Sexualzyklus der Katze ist wie bei allen Säugetieren hormongesteuert, d.h. ein kompliziertes Wechselspiel zwischen verschiedenartigen Hormonen läst eine Katze rollig werden, steuert nach einer Aufnahme die Schwangerschaft und leitet schlussendlich die Geburt ein. Danach sind hormonelle Vorgänge für die Milchproduktion verantwortlich, auch das Versiegen der Milch ist hormongesteuert [4].
Die hierbei wichtigsten Hormone sind Estradiol und Progesteron. Man weiß schon seit vielen Jahren, dass diese für uns so lebenswichtigen Hormone leider auch beim Wachstum von Tumoren involviert sind. Sie stehen sogar in Verdacht, direkt Krebs auszulösen, beim Zervikalkarzinom (Gebärmutterhals) des Menschen ist dies bereits bewiesen.
Die Krebsentstehung geschieht vornehmlich in dem Körpergewebe, in dem die für diese Hormone vorgesehenen Rezeptoren [5] sitzen, also in den Sexualorganen, und vor

allem, dort wo sie gebildet werden, also in den Eierstöcken.
Bei jeder Rolligkeit schüttet eine Katze eine große Menge dieser Hormone aus, womit sich das Risiko für sexualhormon-induzierte Krebsformen erhöht. Beim Mammakarzinom (Brustkrebs) bspw. ist das Risiko für eine unkastrierte Kätzin im Vergleich zu einer kastrierten um den Faktor 7 erhöht [6,7]. Ein Mammakarzinom ist äußerst bösartig, weshalb die Prognose für eine erkrankte Katze sehr schlecht ist [8]. Eine Kastration verringert übrigens unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Durchführung das Risiko für Karzinome deutlich [9,10]. Zum Glück sind Mammakarzinome bei der Katze nicht so häufig wie beim Hund. Weitere von Krebs betroffene Organe sind Eierstöcke und Gebärmutter.
Die Verringerung dieser Karzinomgefahr ist ein wichtiges Argument für die Kastration einer Katze [11].

2. Gefahr für die Gebärmutter
Ein weiteres Argument für eine Kastration ist eine mitunter tödlich verlaufende Komplikation unkastrierter Katzen, die man unter dem Sammelbegriff des Pyometra-Endometritis-Komplexes zusammenfasst. Hierbei handelt es sich um entzündliche Prozesse der Gebärmutter (Pyometra), der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) und/oder Gewebeveränderungen (Hyperplasie).
Es gibt im wesentlichen zwei Ursachen für solche Pyometren, Endometritiden und Endometriumhyperplasien, und zwar Infektionen der Gebärmutter oder aber Störungen im hormonellen Gleichgewicht des Zyklusgeschehens.
Ich zitiere einmal wörtlich aus [1] (die Fußnoten stammen von mir):
Dabei wirken fortgeschrittenes Alter (meist ab 5-6 Jahren), Nichtbenutzung der Reproduktionskapazität (vorwiegend nullipare [12] Tiere) und Hormonbehandlungen (Östrogene, Gestagene) prädisponierend [13].
Also auch hier spielen Hormone eine Rolle, dabei ist es egal, ob sie zugeführt werden (Hormonbehandlung), oder ob sie im Verlauf des Sexualzyklus' produziert werden.
Wer seine Katze über Jahre rollen lässt, ohne dass

es zu einer Schwangerschaft kommt, der bedenke bitte den Punkt "Nichtbenutzung der Reproduktionskapazität".
Eine Gebärmutterentzündung ist immer eine gefährliche Erkrankung, die schnellstens behandelt werden muss, in der Regel durch eine chirurgische Entfernung (Hysterektomie). Leider erkennt ein Laie eine solche Entzündung meist erst in einem Stadium, wo nur noch eine Operation möglich ist.
Warum ist eine solche Entzündung so lebensgefährlich? Weil die Gebärmutter sich mit Eiter füllt, die Gebärmutterschleimhäute und Gebärmutterwände sich "auflösen" und brüchig werden. Im Endstadium "platzt" die Gebärmutter und der Eiter ergießt sich in die Bauchhöhle, die sich daran anschließende Entzündung im Bauchraum endet in der Regel tödlich.
Selbst die Operation ist gefährlich, da das Gewebe so brüchig sein kann, dass der Chirurg sie mit Samthandschuhen anfassen muss, damit sie ihm beim Herausholen nicht unter den Händen platzt.

3. Gefahr der Dauerrolligkeit
Der Sexualzyklus einer Katze unterscheidet sich fundamental von dem einer Frau. Zur Erklärung der Dauerrolligkeit muß ich auf diese Unterschiede näher eingehen.
Der Sexualzyklus beginnt mit einer durchschnittlich sieben Tage andauernden Follikelphase [14]. In diesem Zeitraum reifen an jedem der beiden Eierstöcke (Ovarien) drei bis sieben Follikel heran, also Vorstufen der zu befruchtenden Eier.
Bei der Frau wird das Ei (selten die Eier) mittels Eisprung (Ovulation) in die Gebärmutter verbracht, wo es auf seine Bestimmung einen Zyklus lang wartet. Im Falle einer verpaßten Befruchtung kommt es am Ende eines Sexualzyklus zur Ablösung aus der Gebärmutterschleimhaut, was in einem blutigen Vorgang (Menstruation) endet.
Bei der Kätzin hingegen kommt es erst 25 bis 32 Stunden nach der Paarung zum Eisprung, ausgelöst durch einen Vaginalreiz über die sogenannten Penisstacheln des Katers. Die ausgereiften Eier wandern in die Gebärmutter, wo sie von den immer noch fertilen Spermien befruchtet werden. Es werden also keine Eier in der Gebärmutter "vorgehalten" [15].
Kommt es im Verlauf der Rolligkeit zu keinem Deckakt, gibt es auch keinen Eisprung. Man spricht dann von einem sogenannten anovulatorischen Zyklus. Im Normalfall bilden sich nun die zuvor ausgebildeten Follikel zurück (Follikelatresie), und es folgt durch die hierbei ausgelöste hormonelle Zyklusumstellung eine mehr oder minder lange Ruhephase. Danach beginnt eine erneute Rolligkeit, und diese Aneinanderreihung von Rolligkeits- und Ruhephasen wird nur durch eine Schwangerschaft oder das saisonale Erliegen der Rolligkeit im Winter unterbrochen.
Je häufiger solche Zyklen ohne abschließende Schwangerschaft durchlaufen werden, desto größer wird die Gefahr, daß es zu einer gefährlichen Anomalie im Anschluß an eine Follikelphase kommt: Statt der normalen Rückbildung der Follikel entarten diese zu Zysten. Aufgrund der damit gleichzeitig ausbleibenden hormonellen "Beruhigung" des Zyklus wird die Katze dauerrollig. Die Katze ist unruhig und magert wegen Freßunlust [16] stark ab. Durch das starke Anschwellen der Schleimhäute im Uro-Genitaltrakt kann es zu erschwertem Harnabsatz kommen, die Zysten auf den Eierstöcken sind je nach Zeitdauer der Dauerrolligkeit mehr oder minder groß.
Die Dauerrolligkeit (Nymphomanie) ist eine ernsthafte und bedrohliche Erkrankung für die Katze und bedarf unbedingt einer tierärztlichen Betreuung. Man kann versuchen, den aus dem Ruder gelaufenen Sexualzyklus durch Homongabe zu "bändigen". In der Regel wird der TA aber eine Kastration inklusive Gebärmutterentfernung (Ovariohysterektomie) vornehmen.

4. Persönliche Anmerkung
Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die oben aufgeführten möglichen Komplikationen auf jeden Fall eintreten werden, wenn man eine Kätzin nicht kastriert. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass man sie einem erhöhten Risiko aussetzt, ernsthaft zu erkranken. Deshalb ließe ich persönlich meine Katzen immer kastrieren.

5. Literatur
[1] V. Schmidt/M. Horzinek, "Krankheiten der Katze, Band 1+2", Enke Verlag, Stuttgart 1997
[2] W. Kraft/U. M. Dürr, "Katzen-Krankheiten", Schaper Verlag, Hannover 1996
[3] Kessler, "Kleintieronkologie", Parey Verlag, Berlin 2000
[4] Es gibt noch wesentlich mehr hormonell gesteuerte Vorgänge, aber ich beschränke mich auf's Thema: Kastration.
[5] Ein Rezeptor ist ein Protein (Eiweißmolekül), das eine für ein bestimmtes Hormon spezifische Bindestelle hat und darüber einen vom Hormon "vorgesehenen" Effekt auslöst.
[6] Dorn et al., J. Natl. Cancer Inst. 1968, 40, 295-305
[7] Dorn et al., J. Natl. Cancer Inst. 1968, 40, 307-318
[8] Ungefähr 80 bis 90 Prozent aller Mammatumoren neigen zum raschen Wachstum und zur Metastasierung in die regionalen Lymphknoten und Lunge.
[9] Hayes et al., Vet. Clin. North Am. [Sm. Anim. Pract.] 1985, 15, 513-519
[10] Misdorp et al., Tijdschr. Diergeneeskd 1992, 117, 2-4
[11] Sinngemäß trifft dies auch auf den Kater zu.
[12] Nullipar ist der medizinische Ausdruck für solche Frauen, die niemals entbunden haben, hier natürlich Kätzin.
[13] Einem erhöhten Risiko ausgesetzt
[14] Das ist die vom Besitzer beobachtete Phase, in der die Katze sich abrollt (Rolligkeit), ausgeprägte Laute (Raunze) verlauten läßt und zu häufigerem Urinieren und Harnmarkieren neigt.
[15] Deshalb muß auch kein Ei aus der Gebärmutterschleimhaut abgestoßen werden, während die Katze rollig ist. Ergo, hat die Katze auch keine Menstruation.
[16] Diese Freßunlust kann auch bei einer normalen Rolligkeit beobachtet werden

 

Fazit: Zur Kastration der Katze gibt es keine Alternative!

Copyright: 2003/Janine Soendgen/www.abimarin.de

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